Random Babbelei: RIP Dio

(1942 - 2010)

Zugehört: Heavy Metal Mania (270 - 266)

270: Rage - XIII
Lange bevor Metallica auch nur daran dachten eine Platte mit einem Orchester aufzunehmen (und wahrscheinlich auch lange bevor James Hetfield überhaupt wusste, was eine Violine ist), zwangen die Jungs aus dem Pott ein osteuropäisches Orchester ins Studio. Was dort entstand war eine der natürlichsten Verschmelzungen zwischen Klassik und Metal, die bis heute jemals aufgenommen werden sollte. Vielleicht an einigen Stellen zu schnulzig rocken Songs wie "From The Cradle To The Grave" oder "Immortal Sin" ordentlich nach vorne los.

269: ZZ Top - Eliminator
Cowboyhüte und bodenlange Bärte, ZZ Top haben wahrlich die Lässigkeit für sich definiert. Mit unzähligen Veröffentlichungen haben die (bis heute aktiven!) Helden des Southern Rock mittlerweile legendären Status erreicht. Richtig warm geworden bin ich persönlich mit der Mucke nie, doch Hits wie "Gimme All Your Lovin'" und "Sharp Dressed Man" sind natürlich auch an mir nicht spurlos vorbeigegangen. Abseits dieser Hitsingles kann aber auch der Rest des Albums überzeugen, weswegen "Eliminator" eine lohnenswerte Anschaffung darstellte.

268: Exxplorer - Symphonies Of Steel
Exxplorer haben nicht nur einen der blödsten Bandnamen sondern mit "Symphonies Of Steel" auch eines der hässlichsten Albumcover aller Zeiten. Die aktuelle Modefarbe Lila ist im Zusammenhang mit dieser auf Grundschulniveau gezeichneten Tittenbarbarin absolut brechreizverursachend. Leider weiß diese absolute Underground-Veröffentlichung (noch nicht einmal auf Wikipedia lässt sich was finden) auch musikalisch nicht komplett zu überzeugen. Der Sound ist erwartungsgemäß mies, der Sänger nervt bei manchen Songs. Immerhin, die Halbballade "World War III" und das funky Instrumental "The Magic Hills" (höhö) ham was.

267: The Exploited - Beat The Bastards
In den Achtzigern versetzten The Exploited dem Punk einen ordentlichen Tritt in den Arsch und belebten das dahinsiechende Genre mit jeder Menge Aggro-Power neu. Bis heute hat die Band aus Schottland eine riesige Fangemeinde, wir alle haben ja wohl einmal ein Shirt mit Iro-Totenschädel gesehen. "Beat The Bastards" fegt dann auch alles, was sich in den Weg stellt, um. Der Sound ist auch nach heutigen Maßstäben einfach nur fett und jeder Song geht so richtig auf die zwölf.

266: Sieges Even - A Sense Of Change
"Furztrocken", das war die erste Assoziation beim Hören von "A Sense Of Change" der deutschen Prog-Rocken von Sieges Even hatte. Die Scheibe klingt ein wenig so, als habe man Dream Theater die Eier, sprich: den Metal-Anteil, gestohlen und durch umso mehr Jazz ersetzt. Das Ergebnis ist bei weitem kein schlechtes, vor allem die Experimente mit dem Streichquartett und abgefahrenen Gesangslinien wissen zu überzeugen, so ganz warm werden kann ich mit der Combo trotzdem nicht. Ist mir einfach ein wenig zu sperrig, auch nach mittlerweile zehn Durchläufen.

Zugehört: Slash - Slash

Was habe ich mich auf das Soloalbum von Herrn Hudson gefreut. Die von Santana geklaute Idee mit vielen Gastsängern klang vielversprechend, die Liste las sich gut. Erster kleiner Wermutstropfen war dann, dass Koshi Inabas (von den japanischen Legenden B'z) Song nicht auf der internationalen Version vertreten sein würde. Trotzdem, was sollte mit Ozzy, Lemmy und Dave Grohl schon schiefgehen? Die Antwort: einiges.

Ghost feat. Ian Astbury
Der Opener mit The Cult-Sänger Astbury ist eine kleine Enttäuschung für alle, die gleich mit einem richtigen Kracher gerechnet haben - also vor allem mir. Stattdessen gibt es einen Midtempo-Song mit (natürlich) überaus feiner Gitarrenmelodie, der aber irgendwie mehr danach klingt, als sei Slash bei The Cult eingestiegen anstatt andersherum. Leider fällt Astburys unspektakulärer Gesang dagegen etwas ab, der Chorus reißt einen auch nicht gerade vom Hocker.

Crucify The Dead feat. Ozzy Osbourne
Der Bleifuß wird auch im Song mit Metal-Altmeister Ozzy nicht durchgedrückt, das Tempo wird bis auf den Chorus sogar noch gedrosselt. Die Melodien verleiten diesmal mehr zum Mitsingen - aber Moment, was singe ich denn da überhaupt mit? "We had the same dream | lived life to extreme | a loaded gun jammed by a rose". Okay, wir sind offensichtlich wieder im Rock'n'Roll-Kindergarten gelandet. Axl Rose ist doof, wir haben's verstanden. Abzug in der B-Note.

Beautiful Dangerous feat. Fergie
Überraschung Nr. 1: Der Fergie-Song ist nicht schlecht. Wirklich gut zwar auch nicht, aber immerhin. Die Gute zeigt, dass sie auch ohne nervige Autotuning-Verzerrung ziemlich gut singen kann. Es lässt sich langsam ein generelles Problem dieses Albums feststellen: eine zunehmende Pussyfication. Allzu glattgebügelt ist die Produktion, allzu poppig so manche Melodie - vor allem in diesem Songm, der auch auf einer P!nk-Scheibe stehen könnte. Noch interessanter wäre es sicher gewesen, wenn man Fergie in einem Song à la "Welcome To The Jungle" von der Leine gelassen hätte.

Back From Cali feat. Myles Kennedy
Na, es geht ja doch! Es bleibt zwar beim Midtempo, "Back From Cali" hat trotzdem wesentlich mehr Eier. Myles Kennedy (Alter Bridge) beweist einmal mehr, dass er die absolute Ausnahme unter den aktuellen Rock-Sängern ist. Am wichtigsten: Anstatt sich an aktuelle Hörgewohntheiten bzw. den Hauptaktivitäten der Gastsänger anzubiedern, hat dieser Song diesen typischen Slash-Sound, den ich gerne mehr auf diesem Album gehabt hätte.

Promise feat. Chris Cornell
Wo wir doch vorhin von Pussyfication gesprochen haben, kein Sänger ist dafür wohl mehr stellvertretend als der gute Herr Cornell. Nach großartigen Platten mit Soundgarden und Audioslave hat er sich doch wirklich dazu hinreißen lassen, ein Album zusammen mit Produzentenhure Timbaland aufzunehmen, ein epischer Fehler, logisch. Das scheint auch Chris gemerkt zu haben, unlängst haben sich Soundgarden reformiert und auf "Promise" liefert er eine klasse Leistung ab. Zweiter Gewinnersong!

By The Sword feat. Andrew Stockdale
Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden: Schnell wird dieses Album wohl nie werden. "By The Sword" mit Wolfmother-Frontmann Stockdale ist trotzdem der dritte wirklich gute Song. Denn auch hier wird trotz großer Led Zeppelin-Schlagseite Slashs eigene Identität als Songwriter deutlich. Stockdales nöhlender Gesang mag gewöhnungsbedürftig sein, passt hier aber wie der berühmte Arsch auf das Auge - oder so ähnlich.

Gotten feat. Adam Levine
Die Paarung zwischen dem Maroon 5-Fronter und Slash versprach eigentlich Großartiges, Funk-Rock ist eigentlich immer ein Gewinner. Leider ist "Gotten" eine Ballade und zwar nicht gerade die beste. Fünf Minuten plätschert der Song bis auf einen kleinen Gitarrensolo-Ausbruch so vor sich hin, tut keinem weh, reißt aber auch keinen mit.

Doctor Alibi feat. Lemmy Kilmeister
YES, gerade dann als ich dachte, dass die Qualitätskurve wieder nach unten zeigt, kommt Lemmy um die Ecke und endlich wird uns purer Rock'n'Roll um die Ohren gehauen. "Doctor Alibi" ist genau das, was man sich wünscht wenn Lemmy und Slash aufeinander treffen. Schnelles Tempo (!), geiles Solo und mitreißend-röhrender Gesang. We've got another winner!

Watch This feat. Dave Grohl & Duff McKagan
Doppel-YES, hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet ein Instrumentaltrack eines der Highlights des Albums ist. Mit dem alten Kameraden Duff am Bass und dem Foo Fighter Grohl an den Drums rockt dieser Song direkt auf die Zwölf und gehört mit zum härtesten Stoff des Albums. Slash beweist eindrucksvoll, warum ein ein Gitarrengott ist. Fett.

I Hold On feat. Kid Rock
Kommen wir zurück zum alten Problem: "I Hold On" ist wieder langsam, zu sanft und Slashs Input erkennt man nur am Solo. Könnte ohne Probleme auch auf Kid Rocks letztem Album stehen. Das ist sicherlich nicht schlecht (mein Fuß wippt schon wohlwollend mit) erwartet habe ich mir von dieser Scheibe trotzdem etwas anderes - und vor allem besseres.

Nothing To Say feat. M. Shadows
Bitte den voherigen Absatz kopieren und "Kid Rock" durch "M. Shadows" ersetzen.

Starlight feat. Myles Kennedy
Zum Glück gibt es noch den Herrn Kennedy, der zu recht als einziger Sänger einen zweiten Songs zugesprochen bekommen hat. "Starlight" ist zwar auch eher eine Ballade, besitzt aber wie schon "Back From Cali" eine eigene Identität. Spätestens jetzt habe ich beschlossen, dass ich mir doch die Alter Bridge-Platten mal besorgen muss.

Saint Is A Sinner Too feat. Rocco DeLuca
Ich habe keine Ahnung wer Rocco DeLuca ist, außer dass er ein Mann ist, den man beim ersten Hören für eine Frau hält. Nach diesem Song habe ich auch keine Lust mehr das nachzurecherchieren. Diese (war ja klar) Ballade ist mit Abstand das schlechteste Lied auf der Platte. Könnte auch von James Blunt sein...

We're All Gonna Die feat. Iggy Pop

Der cool rockende Opener mit dem lässigsten Text des Albums stimmt dann doch noch einmal versöhnlich, auf Iggy ist dann doch Verlass. Trotzdem noch ein kurzer Blick auf die Bonustracks.

Baby Can't Drive feat. Alice Cooper & Nicole Scherzinger (Bonustrack)
Schon bei den ersten Takten kommt die Frage auf: Wieso verdammte Axt ist dieser Song nur ein Bonustrack? Allein die Paarung Alice Cooper und Pussycat-Scherzinger ist genial. Text und Mucke rocken dann auch den Großteil des regulären Albums in Grund und Boden. Geil!

Chains And Shackles feat. Nick Oliveri (Bonustrack)
Auch dieses psychotische Kleinod hätte einen Platz auf dem Album verdient. Stoner Rock-Legende Nick Oliveri darf schreien und fluchen was das Zeug hält und es wird endlich mal der fünfte Gang eingelegt.

Mother Maria feat. Beth Hart (Bonustrack)
Okay, welcher Depp vom Label ist eigentlich dafür verantwortlich, dass die besten Songs als Bonustracks verwurstet wurden? Auf jeden Fall gehört er in die Werkbank eingestimmt, denn auch "Mother Maria" bietet beste Rock-Kost, diesmal mit einem sehr angenehmen, souligen Feeling. Very cool.

Sahara feat. Koshi Inaba (Bonustracks)
"Oh, er singt japanisch, da bekommt der Rest der Welt bestimmt Ohrenschmerzen von. Bloß nicht aufs Album!" Was soll ich sagen? "Sahara" ist ein klasse Song. Heavy, melodisch mit super Leistung von Slash und Koshi. Argh.

Paradise City feat. Fergie & Cypress Hill (Bonustrack)
Als Coverversion des alten Guns N' Roses-Klassikers hat "Paradise City" als einziger verdient, ein Bonustrack zu sein. Sicher ganz nett, kommt aber nicht an das Original heran.

Fazit:
Eine fragwürdige Songauswahl, stellenweise mieser Sound (Sänger werden übertönt) und fehlende Eier, "Slash" versinkt leider im Mittelmaß, das können auch nicht die paar Songs ändern, die auf meinen iPod gewandert sind. Trotzdem gehe ich jetzt erst einmal "Chinese Democracy" anhören...

Zugehört: Heavy Metal Mania (275-271)

275: Biohazard - Urban Discipline

Evan Seinfelds Karriere lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Hardcore. Früher hat er einige wergweisende Alben dieses Genres aufgenommen, heute hält er unter dem Pseudonym Spyder Jonez gerne seinen Schwengel in die Kamera um diverse dralle Damen beglücken. Bleiben wir aber lieber bei der Phase, als sein Bass das einzige war, an dem er öffentlich herumwichste. "Urban Discipline" ist das zweite Album von Biohazard, deren er Frontman er sich (mittlerweile wieder) schimpfen darf. Hier macht Evan das, was er tun sollte: Einen tighten Riff nach dem anderen abfeuern und seine Wut herausschreien, die auf dem Fundament des Heavy Metal aufgebaute Mucke geizt nicht mit Einflüssen aus Punk und Hip-Hop. Langweilig wird's also nicht!

274: Sex Pistols - Never Mind The Bollocks: Here's The Sex Pistols
Wenn mich eines heute nervt, dann sind es Punks - oder besser: "Punks". Die Spezies der "Punks" hängt vorzugweise an Bahnhöfen rum, hat karierte Sachen und abgeschnittene Jeans von H&M an, pöbelt rum und macht total auf anti und nonkonform. Wie man nonkonform sein kann, wenn man andere Leute nachäfft, ich werde es nie verstehen. Egal, die Sex Pistols damals, die waren noch wirklich nonkonform und authentisch, ihr Rebellentum hatte noch substanz. wie an den Texten dieses unsterblichen Klassikers erkennbar. Zudem hatten es Johnny Rotten und Co. einfach drauf aus wenig technischer Finesse das Maximale rauszuholen. Liebe "Punks", früher war manches nun doch besser.

273: Warrior - Fighting For The Earth
Wieder einmal ein Geheimtipp: Warrior sind eine Band aus den Achtzigern, die völlig zu Unrecht in der Versenkung verschwunden ist. Wie alle Bands der Dekade standen auch diese fünf Jungs auf Lockenwickler und enge Lederklamotten, die Songs schaffen es sich trotzdem angenehm vom damaligen Einheitsbrei abzusetzen. Mit großen Melodien erzählen sie eine völlig beknackte Geschichte um böse Alieninvasoren und starke menschliche Widerstandskrieger, ernst nehmen sie das zum Glück nicht. Highlight ist eindeutig Sänger Perry McCarthy, der mit der Sattelschlepperpower von Bruce Dickinson alleine eine komplette Armada von UFOs zurückzuschlagen scheint.

272: Cro-Mags - The Age Of Quarrel
Heutzutage singt Alicia Keys frenetische Hymnen auf New York, doch der Big Apple hat auch eine andere Seite. Die Hardcore-Formation Cro-Mags steht wohl sinnbildlich für das, was den NYHC (New York Hardcore) ausmacht: Kurze, ungeschliffene Songs, eine ordentliche Ladung Punk und hochpolitische, kritische Texte. These are the streets, man! Auch wenn nicht ganz mein Fall, komme ich trotzdem nicht umhin, anerkennend meinen Hut zu ziehen.


271: Exhorder - The Law
Sollte jemand seine Eier verloren haben oder darüber nachdenken sich überhaupt welche anzulegen, dann sei ihm oder auch ihr diese Platte ans Herz gelegt. Die fünf Jungs von Exhorder stammen aus New Orleans, haben mit Blues aber nichts am Hut. Stattdessen definierten sie anfang der Neunziger mit den neun Abrissbirnen von "The Law" das Subgenre des Groove Metal, dass sich neben knochenbrechenden Gitarrenriffs vor allem durch ein enormes technisches Niveau auszeichnet. Allein der Slap-Bass in "Un-Born Again" ist schlichtweg der Wahnsinn.