Hingsehen: Rundumschlag des Urlaubkinos

Wie eventuell an der niedrigen Postfrequenz erkennbar: Ich war im Urlaub und das war auch gut so! Zum Glück gibt es aber auch in Ländern wie Thailand Kinos. Und was für welche! Bestes Popcorn ever: check! Gemütliche Ledersessel: check! Keine nervigen Kinder mit ihren Handys in den Sitzen vor einem: check! Niedrigpreisniveau: check!


Sehr geil also. Da nahm ich mir doch gerne die Muse und schaute mal in die neuesten Blockbuster hinein.

The Hurt Locker | USA 2008 | Regie: Kathryn Bigelow | Darsteller: Jeremy Renner als William James, Anthony Mackie als JT Sanborn, Brian Geraghty als Owen Eldrige

Der Streifen hat ja mittlerweile den Oscar für den besten Film abgeräumt und ich muss sagen, bei dem Konkurrenzfeld (u.a. Avatar und District 9) ist das auch durchaus berechtigt. Die Geschichte um ein Bombenentschärfer-Trio in der frühen Phase des Irakkriegs weiß zu fesseln, ist nur leider keine Geschichte. Vielmehr ist es eine Aneinanderreihung von spannenden Einzelsituationen, die sich aber keinem größeren Kontext einordnen (außer das Hauptperson Sgt. James ein unglaublicher Adrenalinjunkie ist). Viele Handlungsfäden verliefen auch ins Leere, was ich keineswegs Bigelows Inkompetenz anrechne. Vielmehr war es wohl eine bewusste Entscheidung, das Leben verläuft nun mal nicht in Drehbuchstrukturen und vieles macht auch bei uns keinen Sinn am Ende. Mir persönlich ging deswegen trotzdem die Bindung zu den Hauptpersonen flöten. Wie gesagt, nur meine Meinung, abgesehen davon habe auch ich gemerkt, dass "The Hurt Locker" ein guter Film ist.

Up In The Air | USA 2009 | Regie: Jason Reitman | Darsteller: George Clooney als Ryan Bingham, Vera Farmiga als Alex Goran, Anna Kendrick als Natalie Keener

Männer meiner Altersklasse, Aufatmen ist angesagt, der Clooney wird langsam alt! Endlich ist es möglich einen Film mit Georgy-Boy zu sehen, ohne das die Dame neben einem ständig sehnsuchtsvolle Seufzer ausstößt. Das macht es natürlich auch für uns einfacher, den Film als solchen zu genießen und zu erkennen, dass der mittlerweile gänzlich ergräute Mann seinen Job gut macht. Im Oscarkandidaten "Up In The Air" spielt er den Yuppie Ryan, dessen Job es ist als Dienstleister für andere Firmen Leute zu entlassen. Er ist zufrieden mit seinem Job, vor allem die ständigen Dienstreisen per Flugzeug haben es ihm angetan. Das alles könnte sich ändern, als zwei Frauen in sein Leben treten: Natalie, die er ausbilden soll, und Alex, in die er sich zu verlieben droht.

Auch bei diesem Film ging ich zufrieden, aber nicht vollends überzeugt aus dem Kino. Die Story gab ja grundsätzlich Stoff für eine böse Satire auf den Kapitalismus her, was Regisseur Reitman daraus machte war ein leicht tragikomischer Liebesfilm, der vor allem durch das unerwartete Ende aber sehr geschmackvoll bleibt. Trotzdem wäre mehr drin gewesen, auch die charmanten Charaktere wurden nicht voll ausgeschöpft, große Gefühle oder Konflikte lösen sich zu schnell in (Achtung Wortwitz) Luft auf.

Alice In Wonderland | USA 2010 | Regie: Tim Burton | Darsteller: Mia Wasikowska als Alice Kingsley,Helena Bonham Carter als RedQueen, Johnny Depp als Mad Hatter

Der Stoff von "Alice In Wonderland" ist gerade zu geschaffen für Tim Burton: Schräge Charaktere und ausladene Möglichkeiten der visuellen Opulenz. Burton liefert dann mit seiner Quasi-Fortsetzung des alten Disney-Zeichentrickfilms auch erwartungsgemäß eine bunte Wundertüte ab. In großartigen computeranimierten Szenen inszeniert er die Geschichte als Coming-Out-Of-Age-Geschichte um Alice, die sich bewusst werden muss, dass man nicht nur für die Erwartungen anderer lebt. Dazwischen wird pflichtbewusst alles abgefeuert, was sich der geneigte Kinogänger erwartet: Grinsekatze, kiffende Raupe, kämpfende Spielkarten, abgeschlagene Köpfe, weiße Karnickel und natürlich auch ein wunderbarer Johnny Depp. "Alice In Wonderland" ist für mich ganz klar der bessere "Avatar".