Random Babbelei: Assoziale Selbstmorde

Kommen wir zu einem heiklen Thema: Suizid. Es gibt anscheinend Situationen, in denen sich Menschen sagen: Jetzt geht's nicht mehr weiter. Und dann wird Schluss gemacht, endgültig. Ob das jetzt Schwachsinn ist oder nicht, sei mal dahingestellt. Ich selbst könnte mir sowas nicht vorstellen, allerdings habe ich im Vergleich zu anderen Leuten wohl auch ein echt töfte Leben. Mir geht es hier aber um etwas völlig anderes.

Wenn sich jemand umbringt, wieso sollen dann noch andere darunter leiden? Ich spreche natürlich von der einen Selbstmordart, mit der man als Vielfahrer der Deutschen Bahn des öfteren konfrontiert wird, dem berühmten Personenschaden. Ich will gar nicht mehr zählen, wie oft es schon zu Verspätungen von über einer Stunde deswegen kam und man ausnahmsweise nicht auf die schlechte Logistik der Bahn schimpfen konnte. Warum also schmeißt man sich vor einen fahrenden Zug?

Es sind wahrscheinlich mehrere Überlegungen. Erstens muss man nicht selber den Abzug drücken / den Stuhl wegstoßen / den Fön fallen lassen, die Drecksarbeit übernimmt letztendlich der Zugfahrer. Natürlich muss man sich selber vor den Zug stellen, aber vielleicht hat es etwas beruhigendes, wenn man nicht selber der Ausführende ist. Dazu geht es schnell, man spürt wahrscheinlich wenig und ist relativ sicher tot. Außerdem bekommt einen letzten Moment der Aufmerksamkeit vieler Menschen.

Aber es gibt so viele Gründe die dagegen sprechen. Wie erwähnt zieht man den Ärger derLeute auf sich. Will man nicht wenigstens am Ende betrauert werden anstatt verhasst? Den Freunden und Verwandten macht man das Trauern auch nicht gerade leicht, wenn von einem nicht mehr als die Einzelteile übrig bleiben. Und vielleicht das assozialste an dem ganzen: Wird sich der Zugfahrer nicht unglaublich schuldig fühlen und sich ständig fragen, ob er den Tod nicht doch hätte verhindern können?

Morbide, ich weiß, doch kommen einem diese Gedanken, wenn man innerhalb von drei Tagen einmal in Stuttgart-Zuffenhausen und einmal auf Höhe Mainz-Bischofsheim steckenbleibt...

1 Kommentare:

Nina 20. Juni 2009 um 16:00  

Da bin ich absolut deiner Meinung! Warum muss man mit einem Selbstmord auch noch anderen Leuten schade?

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Als Digital Native (will sagen: hat seit frühester Kindheit tagtäglich mit Medien zu tun) bewegt sich der Tsuji heutzutage in dem Spannungsfeld aus Anspruch und akuter Verdummungsgefahr. Hier tut er seiner Meinung, über die neuesten Entwicklungen in den Leitmedien kund und versucht schrottig von töfte zu trennen.
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