Vor Jahren gab es in einer großen deutschen Musikzeitschrift eine Sonderbeilage, in der die 300 wichtigsten Rockalben gelistet waren. Meine Mission war klar: Die musste ich alle haben. Da die Sammlung mittlerweile fast komplett ist, lohnt es sich an dieser Stelle mal einen Blick auf die Platten zu werfen und zu schauen, ob sie denn wirklich so toll sind. Here we go!
Platz 300: Rammstein - Herzeleid
Es geht gleich los mit Deutschlands wohl kontroversester Band: Den linken Socken von Rammstein, die aufgrund ihres Auftretens oft in die rechte Ecke gedrängt wurden. Wer mal ein Interview mit ihnen gesehen hat, weiß, dass das alles natürlich nur hohle Behauptungen sind. Es gehört nur einfach zum Konzept der Band zu provozieren, ob das jetzt mit einem toten Fötus auf dem Cover oder einem Auftritt mit einem gigantischen, Wasser verspritzenden Plastikpenis erreicht wird. Geschmackssache, sicher, die Musik ansich, kann allerdings überzeugen, so auch auf dem Debüt "Herzeleid". Es ist zwar irgendwie goldig, wie die Texte krampfhaft versuchen gleichzeitig böse und tiefgründig zu sein (und das mit Textzeilen wie "Ich will fickeeeeen!"), aber irgendwie übt diese Mischung aus Groschenromanlyrik und brettharten Gitarrenriffs wie in "Weißes Fleisch" oder "Du riechst so gut" eine gewisse hypnotische Wirkung aus.
Platz 299: Agnostic Front - Cause For Alarm
Agnostic Front sind die Pioniere der amerikanischen Hardcore-Szene (der bösen Variante von Punk), allerdings schien es ihnen dann in den Achtzigern etwas langweilig mit diesem Sound zu werden. Jedenfalls findet sich auf "Cause For Alarm" eine mächtige Metal-Schlagseite. Das ganze poltert ganz schön grobschlächtig vor sich hin und macht durchaus Spaß. Jeden Tag muss ich das jedoch nicht hören. Richtig grenzwertig sind jedoch die Texte, von denen sich die Band später distanzierte. Ganz entgegen den Idealden der Punkszene finden sich in Zeilen, in den über Schwarze Sachen wie "You birth more kids to up your checks / So you can buy more drugs" gesagt werden, doch mehr als nur rassistische Ansätze.
Platz 298: Meat Loaf - Bat Out Of Hell
Der gute alte Hackbraten hat seine großen Klassiker nicht selbst geschrieben (das übernahm Meister Jim Steinbach), ist einer dieser widerlichen Solokünstler ohne feste Band und spielt mittlerweile auch noch Broadway-Shows! Dann diese Songs! Der Titeltrack, 10 Minuten purer Kitsch! "You Took The Words Right Of My Mouth", Frauenchöre, Glockenspiele, 5000 Keyboardspuren! Und trotzdem: Die Songs lassen einen nicht wieder los, zu perfekt sind sie arrangiert und Meat Loafs Stimme geht einfach runter wie Untertürkheimer Gewürztraminer. Auf irgendeine verquere Weise ist die ganze Sache verdammt Rock'n'Roll... Also Jungs, die Platte ist auch was für eure musicalbegeisterte Freundin!
Platz 297: At The Gates - Slaughter Of Soul
Von den hochhimmeljauchzenden Melodien des Meat Loaf durch die feurigen Tore der Death Metal-Vorhölle von At The Gates. Ohne dieses Album der Jungs aus Schweden wäre wohl diese ganze Metalcore/Melodic Death Metal/wieauchimmer Chose von heutzutage nicht denkbar. Doch wie so oft beweist "Slaughter Of Soul", dass das Original doch immer am besten ist. Denn so brutal die knapp 40 Minuten Gekloppe auch sind, so viele Dämonen Thomas Lindberg mit seinem Gekrächze auch beschwört, so eingängig ist das Ganze. Dies ist vor allem der Verdienst des Gitarrenduos Bjorler/Larsson, die durch ihre melodischen Soli und Leads die Gehörgänge immer wieder vorm Explodieren bewahren.
Platz 296: Sodom - Agent Orange
Die Jungs um Tom Angelripper (allein der Name bürgt für Qualität) kann man mit guten Gewissen als die (Oldschool-)Metallica des Ruhrpotts bezeichnen. In Sachen Thrash Metal macht ihnen in Deutschland so schnell keiner was vor, was sie eindrucksvoll auf ihrem dritten Album "Agent Orange". Technisch nicht ganz so versiert wie die amerikanische Konkurrenz aus der Bay Area, dafür umso enthusiastischer wird sich hier durch neun pfeilschnelle Songs gemetzelt. Wer einfach mal so richtig die Rübe schütteln möchte, ist man mit Songs wie "Agent Orange" oder "Ausgebombt" richtig bedient. Nach eingängigen Hooklines oder sonstwie anspruchsvollen Passagen muss man die Ohren allerdings nicht offen halten. Von den fünf Scheiben gefiel mir diese am wenigsten.
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