Zugehört: Dream Theater - Black Clouds & Silver Linings (1)

James LaBrie (Vocals), John Myung (Bass), John Petrucci (Guitars & Vocals), Mike Portnoy (Drums, Percussion & Vocals), Jordan Rudess (Keyboards & Continuum)
Produced by Mike Portnoy & John Petrucci


Achtung: Was folgt ist eine absolut voreingenommene Kritik eines Fanboys, der alle Platten von Dream Theater im Schrank und seit einem Jahrzehnt keine einzige Tour verpasst hat.

A Nightmare To Remember
Gruselige Pianotöne, Donnergrollen und dann ein hereinbrechendes Gewitter aus harten Riffs und pfeilschnellen Doublebass-Beats von Herrn Portnoy, ein Anfang, der sich gewaschen hat! Würde nicht irgendwann LaBries warme, aber hier dennoch aggressive Stimme einsetzen, fast würde man sich in einem Dimmu Borgir-Song wähnen. Fünf Minuten ziehen die fünf progressiven Jungs dieses schwarzmetallische Rezept durch, bevor es zu einem kompletten Umschwung kommt: Vorher gnadenlos groovend jetzt mega melodiös! Nach den üblichen Instrumentalverwirrung wird noch einmal zum Metalteil zurückgekehrt, in dem Herr Portnoy zeigen darf, dass er richtig böse growlen kann.

Gleich mit dem ersten Song zeigen DT, dass sie nach Jahrzehnten immer noch nicht stagnieren, dass sie verdammt noch mal Heavy Metal machen und zelebrieren 16 Minuten lang ihren gottgleichen Status an den Instrumenten.

A Rite Of Passage
Mit gedrosseltem Tempo geht es in diesem Vorab als Single ausgekoppelten Track für DT-Verhältnisse relativ straight zur Sache. Auf Strophe folgt schön der Refrain, Stophe, Refrain, Bridge, Solo, Refrain. "A Rite Of Passage" steht somit in der Tradition der Single des letzten Albums, "Constant Motion" und weiß mit ähnlichen Vorzügen zu bestechen: Groovender Riff, Ohrwurm-Melodien und mal wieder ungewohnt böse Vocals von Märchenprinz LaBrie. Der Solopart ist mit seinen coolen Tempowechseln auch über jeden Zweifel erhaben.

Wither
Kommen wir zur Ballade und wahrscheinlich zweiten Single des Albums. Waren die Balladen der letzten Alben wie "Repentance" oder "Vacant" mit ihrer leichten Lahmarschigkeit doch eher die Schwachpunkte besagter Scheiben, kann "Wither'" diesmal das Niveau locker halten. Die Instrumentenbrigarde hält sich diesmal etwas zurück und überlässt es LaBrie sich mit seiner grandiosen Hookline in den Gehörgängen festzusetzen.

The Shattered Fortress
Mit diesem Song beschließt Mike Portnoy seine albumüberspannende "Twelve Step Suite" mit der er seine Zeit als Alkoholiker verarbeitet. Wie hier die musikalischen und lyrischen Motive der vier vorherigen Lieder aufgegriffen und variiert werden, das hat schon etwas Geniales. Vor allem dadurch, dass man nie den Eindruck hat, dass hier olle Kamellen geremixt werden, sondern dass "The Shattered Fortress" auch als geiler, harter Song für sich alleine stehen kann. Muss ich eigentlich noch erwähnen, dass DT ein wahres Feuerwerk auf den Instrumenten abschießen und LaBrie klasse und vor allem kontrolliert singt?

The Best Of Times
Im Vorfeld des Albums hieß es von Seiten der Band, dass "Black Clouds & Silver Linings" die besten Elemente der langen Geschichte von DT enthalten würde. Unter diesem Gesichtspunkt repräsentiert "The Best Of Times" sich die Zeit von "Images & Words" und ist deswegen ziemlich nah am Oldschool-Prog-Rock. Nach einem melancholischen Beginn mit Streicheinlage, nimmt der Song schnell Tempo auf und bietet wieder einen wahren Fundus an Ohrwurm-Larven. Textlich geht es richtig rührend zur Sache: Mike verarbeitet hier die Erinnerungen an seinen kürzlich verstorbenen Vater Howard.

The Count Of Tuscany
So gut die ersten fünf Songs auch waren, sie waren doch nur musikalisches Vorspiel. Am Ende des Albums wartet noch das wahre Highlight, ein O(h)rgasmus der Extraklasse, komplett mit Happy Finish! Selbst 20 Minuten reichen nicht aus, man dürstet am Ende doch nach mehr. Hört's euch einfach selber an, ich küsse den Boden, auf dem Petrucci läuft und bürste Myungs Haar!

Ergo?
Bestes DT-Album seit langem. Punkt.

In Teil 2 widme ich mich noch den 6 Coversongs, die auf der Special Edition enthalten sind.

Bild: (c) Roadrunner Records

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Als Digital Native (will sagen: hat seit frühester Kindheit tagtäglich mit Medien zu tun) bewegt sich der Tsuji heutzutage in dem Spannungsfeld aus Anspruch und akuter Verdummungsgefahr. Hier tut er seiner Meinung, über die neuesten Entwicklungen in den Leitmedien kund und versucht schrottig von töfte zu trennen.
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