Hingesehen: Die Superlehrer

Kaum hat sich der (künstlich entfachte) Rauch um "Erwachsen auf Probe" verzogen, gibt es das nächste Skandälchen. Heute morgen hörte ich im Unterschichtenradio, dass wohl ein Mädchen bei der Sat.1-Dokusoap "Die Superlehrer" vor laufender Kamera verprügelt wurde. "Wie weit will das Fernsehen noch gehen?" titelt natürlich gleich unsere Lieblings-Tageszeitung (die mit den Titten). Auch die Radiomoderatorin stellte die selbe Frage. Kurios dabei: Die Radiomoderatorin hat wahrscheinlich die betreffende Sendung nicht einmal gesehen, die Berichterstattung hätte ich auch aus der Pressemeldung von Sat.1 stricken können. Nun ist ja durchaus möglich so eine Szene nicht so reißerisch aufzuziehen, wie es in den Meldungen suggeriert wird. Wie gesagt, urteilen kann man nur, wenn man die Szene auch gesehen hat. Außerdem gab es in letzter Zeit durchaus schlimmere, pietätlose Vorfälle als diesen, über den sich die selbsternannten Sittenwächter echauffieren hätten können.

Ist die Nachrichtenlage so dünn, dass man außer dieser Nichtigkeiten nichts mehr zu berichten hat? Oder hat Sat.1 angst vor den sinkenden Quoten und provoziert deswegen bewusst mit Trailern und Presseinformationen? Zeit sich wirklich selbst ein Urteil zu bilden.

Konzept
16 auffällig gewordenen Heranwachsenden ohne Schulabschluss wird eine zweite Chance gegeben. Mit der Unterstützung von vier Lehrern und einer Sozialpädagogin können sie innerhalb von 14 Wochen ihren Hauptschulabschluss nachholen. Das alles ist im üblichen Dokusoap-Manier mit kommentierten Realszenen und Interviews der Protagonisten inszeniert.

Was war gut?
Die Lehrer wirken eigentlich ganz kompetent, ob sie mich besser motiviert hätten weiß ich nicht, aber auf jeden Fall wurden hier keine Schwachmaten wie bei "Erwachsen auf Probe" angestellt. Die Jugendlichen werden nicht als Idioten vorgeführt und mit ihren schweren Schicksalen eigentlich ganz sensibel umgegangen. Vermutlich kann dem einen oder anderem sogar geholfen werden. Die kritische Szene ist an sich nicht zu sehen und wird auch nicht unnötig aufgebauscht.

Was war schlecht?
Das übliche. Aktuelle Pophits werden penetrant als Themenuntermalung eingesetzt. Die Sache wäre eventuell auch effektiver, wenn die Kameras den Jugendlichen nicht ständig die Möglichkeit geben würde, sich zu profilieren. Und natürlich, das alles ist Fernsehen. Niemals kann man sicher sein, was ist gestellt, was nicht?

Ergo?
Viel Lärm um nichts.

Bild: (c) Sat.1

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Als Digital Native (will sagen: hat seit frühester Kindheit tagtäglich mit Medien zu tun) bewegt sich der Tsuji heutzutage in dem Spannungsfeld aus Anspruch und akuter Verdummungsgefahr. Hier tut er seiner Meinung, über die neuesten Entwicklungen in den Leitmedien kund und versucht schrottig von töfte zu trennen.
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